Die Geschichte des Karate

 

Karatedō (japanisch „Weg der leeren Hand“) wurde früher meist nur als Karate bezeichnet und ist unter dieser Bezeichnung noch heute am häufigsten geführt. Der Zusatz dō wird verwendet, um den philosophischen Hintergrund der Kunst und ihre Bedeutung als Lebensweg zu unterstreichen. Bis in die 1930er-Jahre hinein war die Schreibweise 唐手 gebräuchlich, was wörtlich „chinesische Hand“ bedeutet. Das Schriftzeichen 唐 mit der sino-japanischen Lesung tō und der japanischen Lesung kara bezog sich auf das China der Tang-Dynastie (618 bis 907 n. Chr.). Damit waren die chinesischen Ursprünge bereits im Namen der Kampfkunst manifestiert. Aus vermutlich politischen Gründen (Nationalismus) ging man dann in Japan dazu über, die Schreibung 空手, also „leere Hand“, zu verwenden. Das neue Zeichen wurde wie das alte kara gelesen und war auch von der Bedeutung her insofern passend, als im Karate meist mit leeren Händen, also ohne Waffen, gekämpft wird.

Ursprungsort für die Kampfkunst Karate ist Okinawa, eine seit 1875 offiziell zu Japan okikartegehörende Insel zwischen Japan und dem chinesischen Festland. Vor allem in den Wirtschaftszentren Shuri, Naha und Tomari entwickelten sich vor einigen hundert Jahren voneinander unabhängige Kampfstile, die als Shuri-Te, Naha-Te und Tomari-Te bezeichnet wurden. Aufgrund des wirtschaftlichen und kulturellen Austausches mit China unterlagen diese Kampfstile einem starken chinesischen Einfluß, der letztlich auf das in den Shaolin Klostern vor mehr als 2000 Jahren praktizierte Quang-Fa zurückging. Dies zeigt sich auch darin, das in früheren Zeiten der Begriff Kara mit ‚China‘ gleichzusetzen war und somit Karate die Bedeutung ‚chinesische Hand‘ hatte. Wohl aufgrund des japanischen Nationalstolzes wurde dann später eine andere Schreibweise von Kara benutzt, die der heutigen Bedeutung ‚leer‘ entsprach.

Als in der Folgezeit durch politische Veränderungen und wechselnde Herrschaftsverhätnisse den Einwohnern von Okinawa jeglicher Waffenbesitz verboten wurde, erfuhren die waffenlosen Kampfkünste im 16. Jahrhundert einen starken Aufschwung, insbesondere auch weil sie im Ernstfall über Tod oder Leben entscheiden konnten. Selbst der Gebrauch von alltäglichen Werkzeugen als Waffenersatz wurde mit einbezogen. Da sich die maßgeblich aus Fischern und Bauern bestehende Bevölkerung offenbar sehr effektiv mit ihrer Kampfkunst sogar gegen staatliche Repressionen zur Wehr setzte, wurde auch die waffenlose Kampfkunst schließlich verboten. Daher konnten die Techniken nur noch abseits der Öffentlichkeit weitergegeben werden. Dies geschah auch mit Bewegungsformen (Kata’s), die bestimmte Angriffs- und Abwehr-Techniken in verschlüsselter Form enthielten.

 

Die Geschichte des Wado Ryu  

 

Mit der Zeit bildeten sich unterschiedliche Techniken und Grundsätze bei deren Ausführung heraus, wodurch die verschiedenen Karate-Stile entstanden. Zu den vier großen japanischen Stilen zählen Shotokan, Goju-Ryu, Shito-Ryu und Wado-Ryu.

Wado-Ryu Karate ist im Unterschied zu anderen Karatestilen, eine Kombination aus japanischer Kampfkunst (Shindo Yoshin Ryu Jujitsu) und dem aus Okinawa stammenden Karate. Es wurde von Otsuka Hironori Sensei (1892 – 1982) entwickelt. Otsuka Sensei trainierte zunächst unter der Anleitung des Onkel seiner Mutter Ebashi Chojiro im Jujitsu. Anschließend studierte er Shindo Yoshin Ryu Jujitsu. Bevor Otsuka Sensei 1922 mit dem Karatetraining bei Funakoshi Sensei begann, erhielt er von Nakayama Tatsuaburo Sensei eine Unterrichtslizenz im Shindo Yoshin Ryu Jujitsu . Neben Funakoshi Sensei unterrichteten ihn noch Mabuni Sensei und Motobu Sensei im Karate.

1934 gründete Otsuka Sensei die Vorläuferorganisation des Wadokaiverbandes, die Dai Nippon Karate Shinko Karubu. Damit kann 1934 als das Gründungsjahr des Wado-Ryu-Karate angesehen werden. 1938 wurde Wadokarate als eigenständige Stilrichtung in der Dai Nippon Butokukai eingetragen. In erster Linie beseitigte er alle weitausholenden Bewegungen, verkürzte die Stände und veränderte jene Techniken die mit einem großen Aufwand an Energie verbunden waren.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden alle Karatestilrichtungen in Japan zur JKF (Japan Karate Federation) zusammengefasst. Wadokai gilt dabei seit 1967 als eine der wichtigsten Gruppen. 1981, kurz vor seinem Tod trat Otsuka Sensei von seiner Position als Großmeister zurück und ernannte seinen Sohn Jiro Otsuka zu seinem Nachfolger. Jiro Otsuka verließ im selben Jahr, kurz vor dem Tod seines Vaters,  Wadokai und gründete die Wado-Ryu Renmei. 1989 gründete Suzuki Tatsuo Sensei eine weitere Organisation, die International Wado-Ryu Federation.

 

Das Karate Institut Halle e.V. gehört der Karate-Stilrichtung Wado-Ryu an, deren Name sich mit „Schule des friedlichen Weges“ übersetzen lässt. (Wa = Friede/Harmonie, Do = Weg,  Ryu = Schule).

Das „Do“ zeigt an, dass sich die Stilrichtung als Teil der japanischen Do-Künste versteht, welche neben den kämpferischen Aspekten auch den philosophischen Hintergrund der Kampfkunst und ihre Bedeutung als Lebensweg lehren.


 

Das ursprüngliche Symbol des Wado-Karate zeigt einen Kreis als Zeichen für das Universum, eine Faust für Aktivität/Handlung und eine Taube für Frieden/Harmonie. Heute wird es von den Anhängern des Wadokai verwendet, während im Wado-Ryu oft die Faust durch das Schriftzeichen für Wa ersetzt wird.